Migrationsland Schweiz

Die Diskussion um das Migrationsland Schweiz wird häufig sehr emotional und ideologisch geführt. Wir liefern Hintergrundsinformationen zu Migration, dem Begriff Participation Gap und ergänzen ihn mit Fakten und Zahlen sowie einem Ausblick in die Zukunft.

Text: Monika Imhof und Brit Hartmann
Illustration: Lea Oberli

Einführung

Unser Leitbild beginnen wir mit der Überzeugung, dass die Schweiz ein Migrationsland ist. Darauf folgt unser Vorhaben, das gemeinsame Verständnis von Demokratie und Staat aller Schweizer Bürger:innen und der Menschen, die es werden möchten, zu stärken. Diese beiden Grundsätze beschreiben den Rahmen von Demokratie und Migration in Winterthur.

Unser Anliegen ist es, einem vertiefenden Rundumschlag, einem anspruchsvollen Überblick Platz einzuräumen. Wissenschaftliche Ansprüche werden wir nicht verfolgen. Hier ist Raum für Fragen, Denkanstösse, Ausführlichkeit und Vertiefung, für seriöse Informationen zu Hintergründen, Lesetipps und Erfahrungen aus der Praxis sowie kommentierte Links zu Publikationen und anderen Projekten. Unser Nachdenken über Migrationsland CH ist im Aufbau und wird wachsen, so wie auch unser Projekt «Demokratie und Migration in Winterthur» wachsen wird. Nun starten wir erst einmal.

Facts & Figures

Wer wohnt heute in der Schweiz?
Die Schweiz wird immer diverser. Wer durch die Strassen der grossen Städte in der Schweiz spaziert, sieht Menschen, die ihre Wurzeln in der ganzen Welt haben. Die verschiedenen Migrationswellen der letzten Jahrhunderte haben ihre Spuren hinterlassen. Betrachtet man heute die Bevölkerungszusammensetzung der Schweiz und vergleicht sie mit dem 19. Jahrhundert, so fällt auf, dass einerseits die gesamtschweizerische Zahl von 2,5% Ausländer:innenanteil in den 1830er Jahren auf 26 % im Jahre 2021 kontinuierlich gestiegen ist, wobei die beiden Weltkriege Zäsuren darstellten und die Zahlen kurzfristig zurückgingen. Andererseits gab es schon im vorletzten Jahrhundert einen grossen Unterschied zwischen den städtischen und grenznahen Zentren wie Basel und Genf und den ländlichen Kantonen: so betrug der Ausländer:innenanteil zwischen 1836 und 1839 in Basel Stadt 21,5%. Auch heute noch ist ein deutlicher Stadt-Land-Graben zu erkennen. Die Grenznähe spielt ebenfalls eine Rolle.

Quelle: BFS, eigene Darstellung

Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Diese Zahlen erklären die Diversität auf Schweizer Strassen nicht. Die Realität der Schweizer Bevölkerung in den urbanen Räumen ist eine andere. Aufgrund der langen Migrationsgeschichte haben sich viele der vor allem in den 50er und 60er Eingewanderten eingebürgert; diese Menschen tauchen in diesen Statistiken nicht mehr auf. Das Konzept der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bildet darum die Realität des Migrationslandes Schweiz eher ab, als die alleinige Unterscheidung Schweizer:innen – Ausländer:innen. Es setzt sich im internationalen Diskurs um Migration und Integration immer mehr durch und löst die alleinige Unterscheidung zwischen In-und Ausländer:innen ab. Die alleinige Staatszugehörigkeit gibt noch keine Auskunft darüber, ob eine Person selbst Migrationserfahrungen hat oder nicht. Gerade in der Schweiz hat dies auch mit der restriktiven Einbürgerungspolitik zu tun, die zu den strengsten in Europa gehört. Viele Migrant:innen der zweiten Generation ohne eigene direkte Migrationserfahrung leben seit ihrer Geburt in der Schweiz und verfügen nicht über die schweizerische Staatsbürgerschaft.

Die Definition vom Begriff «Bevölkerung mit Migrationshintergrund» gemäss Bundesamt für Statistik lautet:
"Zur vom BFS definierten Gruppe der «Bevölkerung mit Migrationshintergrund» gehören Personen ausländischer Staatsangehörigkeit und eingebürgerte Schweizerinnen und Schweizer – mit Ausnahme der in der Schweiz Geborenen mit Eltern, die beide in der Schweiz geboren wurden – sowie die gebürtigen Schweizerinnen und Schweizer mit Eltern, die beide im Ausland geboren wurden." 

Bevölkerung nach Migrationsstatus | Bundesamt für Statistik (admin.ch)

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in der Schweiz betrug im Jahre 2021 39,2%. Diese setzen sich aus den 25,5% ohne Schweizer Pass und den Eingebürgerten sowie den gebürtigen Schweizer:innen mit Eltern, die beide im Ausland geboren wurden, zusammen.

Betrachtet man diese Statistik der Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren unter dem Aspekt des Altersaufbaus, so fällt auf, dass in der Altersgruppe zwischen 25 und 55 Jahren mehr als die Hälfte der Wohnbevölkerung in der Schweiz Migrationshintergrund hat. Je älter sie werden, je tiefer ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund. Bei den Jüngeren ist es weniger.

Dies bedeutet, dass die aktive Generation zwischen 25 und 55 Jahren sehr stark von Migration geprägt ist, unabhängig vom Geschlecht. Die Schweiz ist in diesem Alterssegment in ausgeprägtem Masse eine Migrationsgesellschaft.

Was bedeutet dies für die Demokratie und den Participation Gap? Es bedeutet, dass wir gut daran tun, uns mit dem Thema Diversität auseinanderzusetzen und wie wir als Gesellschaft, in der Schule, am Arbeitsort und in der Freizeit damit umgehen. Wer die 25 bis 55-Jährigen in der Schweiz erreichen will, muss sich mit dem Thema Migrationsgesellschaft auseinandersetzen. Diese Migrationsgesellschaft sitzt in den weiterführenden Schulen, geht einkaufen, konsumiert Kultur, Freizeitangebote etc. Sie sind im Moment nicht diejenige Gruppe, die am meisten abstimmen geht, das sind immer noch die älteren Menschen, die weniger Migrationshintergrund haben wie die 25-55-Jährigen. Dies wird sich jedoch ändern in nächster Zeit. In 20 Jahren wird es vermutlich genau diese Gruppe von Menschen sein, die am meisten an die Urne geht.

Wer wohnt in Winterthur?
Winterthur entspricht mit einem Ausländer:innenanteil von 25% (2022) an der Gesamtbevölkerung dem schweizerischen Durchschnitt. Als Stadt mit einer bedeutenden industriellen Vergangenheit hat sie auch eine dementsprechende Migrationsgeschichte: Im 20. Jahrhundert kamen nach dem Zweiten Weltkrieg sehr viele Migrant:innen nach Winterthur oder wurden von Firmen wie z.B. Sulzer aktiv in ihren Herkunftsländern geholt, um in der boomenden Textil- und Maschinenindustrie zu arbeiten. Viele gingen in der Ölkrise in den 70er Jahren wieder zurück, andere taten diesen Schritt nach ihrer Pensionierung. Viele blieben auch, liessen sich im Laufe der Jahre einbürgern und verbringen nun den Lebensabend in Wintertur. 

Seit neustem gibt es Zahlen zum Migrationsstatus der Bevölkerung in Winterthur. Sie sind auf der Stufe Stadtkreis mit Vorsicht zu geniessen, weil die Stichprobe teilweise klein ist.

Anteil Bevölkerung der Stadt Winterthur mit Migrationshintergrund: 42.5 %

Anteil Bevölkerung der Stadt Winterthur ohne Migrationshintergrund: 57.5 %

Da wir unser Projekt «Demokratie und Migration in Winterthur» in Wülflingen starteten, haben wir die Zahlen für den Stadtteil Wülflingen und seine Quartiere aufgearbeitet.

Wülflingen: Anteil Ausländerinnen und Ausländer in %, Quelle: Statistik Winterthur, eigene Darstellung

In Wülflingen variieren die Anteile noch stärker als auf gesamtstädtischer Ebene. Es ist dabei zu bemerken, dass in den beiden Quartieren Hardau und Neuburg nur 325 rsp. 170 Menschen leben. Oberfeld und Härti sind die beiden bevölkerungsreichsten Quartiere (5'488 und 3'525 Bewohnerinnen und Bewohner). 

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass wir auch in Winterthur in einer Migrationsgesellschaft leben, wobei sich die Durchmischung je nach Ebene (gesamtstädtisch, stadtteil- oder quartierbezogen) anders gestaltet. Der Dialog ist auf allen Ebenen gefragt.

Stimmbeteiligung in Winterthur
Wenn man sich die Stimmbeteiligung in Winterthur in den letzten Jahren anschaut und nach Stadtteilen aufschlüsselt, bekommt man immer dasselbe Bild:

Die Stimmbeteiligung am 18. Juni 2023 zeigt ein Bild,  das sich in den letzen Jahren unabhängig von der Höhe der Stimmbeteiligung wiederholt: immer liegt die tiefste Stimmbeteiligung in Töss und die höchste in Veltheim oder Altstadt. Vergleicht man das Diagramm mit dem Anteil der Ausländer:innen in den Stadtteilen, so fällt auf, dass die Kurven diametral laufen, d.h. je mehr Ausländer:innen desto tiefer die Wahlbeteiligung.

Warum ist das so? Auch in Töss gehen nur die Schweizer:innen zur Urne, was hat das mit dem Ausländer:innenanteil zu tun? Wir stellen die Hypothese auf, dass diese Korrelation damit zusammenhängt, dass die eingebürgerten Schweizer:innen nach ihrer Einbürgerung in ihrem Quartier bleiben und nicht wegziehen. Sie bleiben dort, wo ihre Community oder ihre Familie sich aufhalten, obwohl sie nun eingebürgert sind.

Lesetipps
Foroutan, Naika: Die postmigrantische Gesellschaft. Ein Versprechen der pluralen Demokratie. transcript Verlag Bielefeld 2019.

André Holenstein, Patrick Kury, Kristi Schulz, Kristina Schulz: Schweizer Migrationsgeschichte - Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hier und Jetzt. Baden 2018.

Der Participation Gap

Der Begriff «Participation Gap» beschreibt das Wahlverhalten von Personen mit und ohne Migrationshintergrund. Es kann dabei ein beträchtlicher Unterschied festgestellt werden. Der Participation Gap ist ein internationales Phänomen, das nicht nur in der Schweiz vorkommt. Bei den nationalen Wahlen 2015 betrug der Unterschied 12%, vier Jahre später 2019, 17%.

Warum ist das wichtig?
Die Demokratie legitimiert sich durch die Teilnahme der stimmberechtigten Bevölkerung, dementsprechend wichtig ist, dass alle Bevölkerungsgruppen unter den Stimmen vertreten sind. Darüber hinaus kann die politische Teilnahme von Schweizer:innen mit Migrationshintergrund als Indikator von Integration betrachtet werden, als Zeichen der Identifikation mit den neuen gesellschaftlichen und demokratischen Werten.

Gründe für den Participation Gap
Die politische Wissenschaft in der Schweiz hat sich noch nicht intensiv mit diesem Phänomen auseinandergesetzt im Gegensatz zum Ausland, wo der Participation Gap schon länger untersucht wird. Die Bachelorarbeit von Irina Fehr hat die Frage nach dem Participation Gap nach den Wahlen 2015 gestellt und kommt zum Schluss: «[…]Schweizerinnen und Schweizer mit Migrationshintergrund verfügen demzufolge zwar über geringeres politisches Wissen und politisches Interesse als Personen ohne Migrationshintergrund, der „participation gap“ der Personen mit Migrationshintergrund kann aber primär durch die tiefere Wahlteilnahme deren Eltern begründet werden.» (Fehr 2017).

Menschen mit Migrationshintergrund haben aufgrund ihres Migrationshintergrunds kein Elternhaus erlebt, das bezüglich Abstimmungen in der Schweiz ein Vorbild sein konnte.

Das Projekt «Demokratie und Migration in Winterthur» setzt sich mit diesen Fragen auseinander und entwickelt mit einer Gruppe von Winterthurer:innen mit und ohne Migrationshintergrund Projekte, die den Participation Gap schliessen sollen.

Lesetipps

Sonntagszeitung Nr. 32, 37. Jahrgang,06. August 2023: Adrian Schmid: Erdogan beschäftigt Migranten mehr als Berset und Rösti, S. 2-3. 

Fehr, Irina: Wahlteilnahme von SchweizerInnen mit Migrationshintergrund. Ein «participation gap»? Bachelorarbeit am Institut für Politikwissenschaft Universität Zürich, 2017.

Strijbis, Oliver: Migration Background and Voting Behavior in Switzerland: A Socio-Psychological Explanation. In: Swiss Political Science Review 20(4): 612–631.

Winterthur und die Schweiz 2040

Bevölkerung
Man geht davon aus, dass im Jahr 2040 die 10 Millionen Schweiz Realität sein wird. Wie sieht die Schweiz im Jahr 2040 aus? Auch in Winterthur werden mehr Bewohner:innen erwartet, im Jahr 2040 werden vom Bevölkerungsamt des Kantons Zürich 137'000 Personen prognostiziert. Dies sind mindestens 20’0000 Personen mehr als heute.

Die Stadt Winterthur hat sich im Jahre 2019 intensiv mit der Zukunft auseinandergesetzt: es wurde eine räumlich Entwicklungsperspektive Winterthur 2040 (190619_Synthesebericht Winti2040.pdf) entwickelt, wobei das Architekturforum Winterthur parallel einen partizipativen Prozess mit der Bevölkerung startete. Der Synthesebericht ist abgeliefert, in der Winterthurer App «Winterthur 2040» können alle Bewohner:innen sich zu Lieblingsorten und solchen, die erhalten werden müssen, äussern.

Es kann auch davon ausgegangen werden, dass die Anzahl der Personen mit Migrationshintergrund steigen wird, wie das in der Vergangenheit ebenfalls der Fall war. Die Megatrends Digitalisierung und Globalisierung tragen das ihre zur Mobilität bei, auch über die Landesgrenzen hinweg. Hinzu kommen Kriege und andere Katastrophen. Die Klimakrise geht ebenfalls davon aus, dass viele Menschen vor den Folgen des sich verändernden Klimas gezwungen sind, zu fliehen und ihr Land zu verlassen. Das Thema Migration wird uns auch in Zukunft beschäftigen.

Urbanisierung
Dreiviertel der Schweizer Bevölkerung lebt heute im urbanen Raum. Man geht davon aus, dass dieser Megatrend auch in der 10 Millionen Schweiz anhalten wird. In der Statistik der Schweizer Städte 2021 ist nachzulesen, dass 31% der Städterinnen und Städter eine ausländische Staatangehörigkeit haben im Gegensatz zum 20% der Bevölkerung ausserhalb der Städte. Es ist davon auszugehen, dass diese Tendenz in Zukunft noch verstärkt wird. 


Lesetipps
Abbt, Christine du Rochel Johan (Hsg.): Migrationsland Schweiz. 15 Vorschläge für die Zukunft. Hier und Jetzt, Baden 2016.

Die direkte Demokratie und ihre Zukunft

Das politische System in der Schweiz
Die Schweiz hat ein einzigartiges, politisches System: politische Institutionen, Förderalismus, direkte Demokratie, konsensdemokratisches Regierungssystem und aussenpolitische Neutralität. Schweizer Bürger:innen können per Abstimmung in vielen gesellschaftlichen Prozessen mitbestimmen und Referenden gegen Beschlüsse des Parlaments ergreifen. Dieses direktdemokratische Verfahren erweitert die politische Teilhabe der Bürger:innen erheblich.

Abstimmungen sind regelmässige Gelegenheiten zur kollektiven Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Problemen aller Schweizer:innen. Der Ton hat sich zwar verändert, ist schärfer geworden, aber im Vergleich zu den europäischen Nachbarn ist es immer noch anders. Medien vermitteln angemessen. Das kennt man bei den europäischen Nachbarn anders. Die direktdemokratische Praxis ist Grundlage der politische Willensnation Schweiz, dem sehr besonderen Miteinander der kulturellen Vielfalt dieser Nation.

Eigentlich ein positives Bild, wäre da nicht das Legitimationsproblem. Die Schweiz war das erste europäische Land, in dem sich schon 1830 das Prinzip der Volkssouveränität nachhaltig durchsetzt. Aber das letzte europäische Land, das im 19. Jahrhundert die Juden und im 20. Jahrhundert die Frauen in den Souverän aufnahm. Das nationale Bürgerrecht ist der Hauptträger der Demokratie. Für die heutige Schweiz, das Migrationsland Schweiz, bedeutet diese Praxis starke Partizipation und scharfe Ausgrenzung gleichermassen. Ein drängender Grund über die Zukunft nachzudenken, Fragen zu stellen, Visionen zu entwickeln. «…die Befreiung aus der national-identitären Falle bietet die Chance für einen Neustart in der Diskussion über Demokratie und deren Weiterentwicklung.» (Lang 2020)

Eine Bestandsaufnahme: Die Beteiligung am Stimmprozess ist sehr selektiv. Neben der sozialen Unausgewogenheit – Stimm- und Wahlbeteiligung liegen generell tief und sozial Bessergestellte sind stark übervertreten- spiegelt der Ausschluss der in der Schweiz lebenden Ausländer:innen die Problematik der Bürgerdemokratie. Übertragen wir doch diesen Umstand in Zahlen. Zum Beispiel Abstimmung Ja zum Verhüllungsverbot im März 2021: 51,2 % Ja-Stimmen, Stimmbeteiligung lag bei 51,4 %, jedoch sind nur 75 % der Wohnbevölkerung schweizweit stimmberechtig. Dann entspricht der Ja-Stimmenanteil nur noch 19,74 % der Wohnbevölkerung, etwa nur einem Fünftel.

Wer ist das Volk?
Aber wer sind Frau und Herr Schweizer? Wer ist das Volk? Die Frage nach der Zusammensetzung des Volkes ist eine Frage des Dazugehörens und des Ausgrenzens. Die Souveränität einer bestimmten Gruppe, heute durch die Staatsangehörigkeit manifestiert, wurde ein anderes Mal durch Religionszugehörigkeit oder Geschlecht bestimmt. Nach harten Kämpfen und langen Wegen war allerdings eine Erweiterung der Gruppe möglich. Denken wir an die Einführung des Frauenstimmrechts.

«Aus der Optik der Rechtswissenschaft ist die Antwort eindeutig: Die Einführung des Ausländerstimmrechtes ist migrationspolitisch indiziert, demokratietheoretisch wünschbar und rechtlich geboten.» (Glaser 2017)

Digitale Demokratie
Die dringlichen Forderungen nach Erneuerung und der Weiterentwicklung der direktdemokratischen Werkzeuge schliessen auch die Möglichkeiten der Digitalisierung ein. Dank digitaler direkter Demokratie verspricht man mehr Transparenz, unkomplizierte und kostengünstige Unterschriftensammlungen, Gerechtigkeit und ehrliche Teilhabe. Ein Verjüngen der direktdemokratischen Prozesse einerseits durch die Nutzung der digitalen Medien, aber auch durch die Stimmberechtigung ab 16 Jahren fordern andere. Erklärtes Ziel einer lebendigen, zeitgemässen Demokratie muss die Ausweitung der Partizipation sein, so dass ein Abstimmungsgefüge auch Abbild des tatsächlichen Gesellschaftsgefüges ist. Mit Vertrauen in den demokratischen Diskurs, dem Mut zur Diversität und der Absage an populistische Meinungsmache gilt es Veränderungen zu wagen.

Lesetipps
Direkte Demokratie Schweiz oder Volksrechte als "nice to have" - SWI swissinfo.ch

Es gibt sie, die Vergessenen und Ausgeschlossenen - SWI swissinfo.ch

Angeli, Oliviero: Migration und Demokratie. Ein Spannungsverhältnis. Reclam, Stuttgart 2018.

Lang, Josef: Demokratie in der Schweiz. Geschichte und Gegenwart. Hier und Jetzt, Baden 2020.

Lutz, Philipp, foraus Forum Aussenpolitik (Hg.) Neuland. Schweizer Migrationspolitik im 21. Jahrhundert. NZZ libro, Zürich 2017.

Daniel Graf, Maximilian Stern: Agenda für eine digitale Demokratie. Chancen, Gefahren, Szenarien, NZZ libro, Zürich 2018.

Glaser, Andreas (Hsg.): Politische Rechte für Ausländerinnen und Ausländer? Schriften zur Demokratieforschung. Zentrum für Demokratie Aarau. Schulthess Zürich 2017.

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