Neue Gemeindeordnung - was verändert sich in der Schule? Die Kreisschulpflegen sollen abgeschafft werden.
Am 26. September wird über neue Gemeindeordnung, die Verfassung von Winterthur, abgestimmt. Die neue Organisation der Schulbehörden gehört dazu. Über sie wird heftig diskutiert.
Welche Aufgaben erfüllt eigentlich die Kreisschulpflege? In Winterthur haben wir vier Schulkreise mit je einer Kreisschulpflege: Stadt-Töss, Oberwinterthur, Seen-Mattenbach und Veltheim-Wülflingen. Dazu gehört auch eine Zentralschulpflege. Sie hat die Oberaufsicht über alle Schulkreise. Die Kreisschulpflegen bestehen aus einer Kreisschulpflegepräsidentin und je nach dem elf bis zwölf Schulpflegerinnen und Schulpfleger. Die Präsidentinnen und Präsidenten arbeiten vollamtlich, d.h. zu 100% und sind dafür bezahlt. Die anderen Schulpfleger arbeiten nebenamtlich, d.h. sie arbeiten ca. 20 % und erhalten dafür eine Entschädigung. Schulpfleger müssen nicht im Bereich Schule arbeiten, auch ein Bäcker oder ein Bankangestellter kann Schulpfleger werden, wenn er gewählt wird. Alle sind vom Volk gewählt. Diese demokratisch gewählte Behörde pflegt den Umgang mit allen Beteiligten, mit den Schülerinnen und Schülern, mit den Eltern, mit den Lehrpersonen und der Schulleitung. Sie beaufsichtigen und unterstützen in ihrem Schulkreis die Volksschulen bei der Umsetzung der Ziele. Sie setzen die Gelder der Gemeinden zweckmässig ein.
Was verändert sich für die Eltern und Schülerinnen und Schüler, wenn die neue Gemeindeordnung angenommen wird? Die neue Gemeindeordnung betrifft den Alltag in der Schule nicht direkt. Vermutlich ist für die Schülerinnen gar nichts spürbar, inhaltlich bleibt alles gleich. Die Art und Weise, wie die Schule und die Lehrer und Lehrerinnen organisiert sind, verändert sich. Neu können die Eltern nur noch eine Schulpflege wählen.
Was schlägt die neue Gemeindeordnung vor? Die vier Schulkreise Stadt – Töss, Oberwinterthur, Seen-Mattenbach und Veltheim-Wülflingen bleiben. Die Zentralschulpflege gibt es nachher nicht mehr. Stimmt das Volk ja, dann wird es nur noch eine vom Volk gewählte siebenköpfige Schulpflege für die ganze Stadt Winterthur geben und nicht mehr eine pro Schulkreis. Sie besteht aus sechs Mitgliedern im 30 Prozent Pensum und einem Stadtrat. Die vier Schulpflege Präsidien werden ersetzt durch vier «Leiter Bildung». Es handelt sich um Verwaltungsangestellte, die eingestellt und nicht gewählt werden. Diese Mitarbeiter werden jeweils zuständig sein für die Gebiete der bisherigen vier Schulkreise.
Ist die Abschaffung der Kreisschulpflegen eine gute oder eine schlechte Entscheidung? Sicherlich ist diese Entscheidung der grösste Streitpunkt der neuen Gemeindeordnung. Aus diesem Grund hier eine Auswahl an Argumenten für und gegen die Abschaffung der Kreisschulpflegen.
Argumente für die Neuorganisation (pro): Das Nebeneinander von Stadtrat, Zentralschulpflege und Kreisschulpflegen ist kompliziert. Mit der neuen Struktur wird es einfacher und klarer. Die vier «Leiter Bildung» sind Profis und nicht wie bisher gewählte Laien. Vier Schulkreise in einer Stadt bilden nicht die nötige Einheit. Sie gleichen «vier Dörfern mit eigenen Regeln.», so Schulstadtrat Jürg Altwegg (Grüne). Die Arbeit in den Elternräten wird erleichtert mit den klaren Strukturen. Die Elternräte schaffen die nötige Nähe der Schule zur Bevölkerung.
Das sagen die Gegner der Neuorganisation (contra): Mit der Abschaffung der Kreisschulpflegen fehlt die bewährte Volksaufsicht. Schule wird dann nur noch verwaltet. Wo bleibt dann das Volk in der Volksschule? Das alte System hat gut funktioniert. Eine Schulpflege für ganz Winterthur ist zu wenig, es ist zu viel Arbeit. Mit der Professionalisierung der Schulbehörde bleibt das Kind mit seinen Eigenheiten auf der Strecke. Andere fürchten um die fehlende Verankerung der Schule im Quartier und die Nähe zu den Eltern.
Foto: Wieshofstrasse 59, Schulhaus Ausserdorf um 1900, winbib